Hat man eigentlich eine Schwester, wenn man sie nicht sieht?
Matilde ist ein kleines Novembermädchen, still auf die Welt gekommen in der 22.Schwangerschaftswoche. So schön war die Vorstellung davon, dass bald drei Mädchen das Familienleben bunter machen. Doch nun ist alles anders. Die kleine Matilde liegt in einem kleinen Strickdeckchen. Zart berühren Mamas und Papas Hände ihr kleines Köpfchen, halten ihre Hand. Der kleine Fuß ist kaum größer als Papas Fingerkuppe. Ein Meer aus Tränen, Liebe und Stolz, Erschöpfung und Trauer flutet den Raum.
Nicht nur für die Eltern sind dieses Mal die Bilder so wertvoll und wichtig. Matilde hat zwei große Schwestern. Luise und Helene. Wie sollen die beiden Schwestern sonst realisieren, dass es Matilde gibt, wenn sie sie doch nicht sehen können?
Wenige Wochen nach dem Einsatz bekomme ich eine so wunderbare Nachricht von den Eltern. Dabei sind Bilder von einer handbemalten Urne, die Luise und Helene mithilfe der Bestatterin bemalt haben. Ein aktiver Prozess des Abschiednehmens.
All das zeigt, dass Geschwister von Sternenkindern um ihre verstorbenen Geschwisterchen wissen sollten, weil dieses Wissen sehr wichtig für sie ist. Warum? Damit alle ihren individuellen Platz in der Familienkonstellation finden.